Die Staatsregierung hat beschlossen, die bisherigen Geldleistungen – darunter Familienstart- und Familiengeld, das Krippengeld sowie das geplante Kinderstartgeld – schrittweise in die Finanzierung von Betreuungsangeboten umzuschichten. Aus zahlreichen Gesprächen mit Kommunen und Trägern weiß ich, dass der wirtschaftliche Druck auf viele Einrichtungen in den vergangenen Jahren so stark gestiegen ist, dass der Weiterbetrieb mancherorts ernsthaft gefährdet war. Genau hier setzen wir an: Statt Direktzahlungen an die Familien, die nur kurzfristig wirken, stärken wir dauerhaft die Strukturen vor Ort.
In den vergangenen Jahren hat sich sehr deutlich gezeigt, dass die größte Herausforderung für junge Familien in Bayern nicht in erster Linie die Frage einer zusätzlichen Einmalzahlung ist, sondern die Verfügbarkeit und Qualität von Betreuungsplätzen. Immer häufiger berichten mir Eltern, dass sie keinen Kita-Platz finden, auf Wartelisten stehen oder bei steigenden Beiträgen an ihre Grenzen stoßen. Ein einmaliger Zuschuss mag punktuell helfen – aber er schafft keine neuen Plätze, stabilisiert keine Einrichtung und verlängert keine Öffnungszeiten. Das war schon immer meine Auffassung.
Mit der Entscheidung, die bisherigen Mittel umzuwidmen, fließen bis 2030 rund drei Milliarden Euro zusätzlich direkt in die Kitas – in den laufenden Betrieb und damit in die Qualität wohnortnaher Betreuungsplätze. Insgesamt werden damit in rund 10.800 bayerischen Kitas und für etwa 2.000 Träger Strukturen gestärkt, die Familien tagtäglich entlasten. Es handelt sich ausdrücklich nicht um eine Kürzung der Familienförderung, sondern um eine Neuausrichtung hin zu langfristiger Sicherheit: Wir investieren dort, wo Familien die Unterstützung tatsächlich jeden Tag spüren – bei der verlässlichen Betreuung und Bildung ihrer Kinder.
Statt vieler kleiner Zahlungen wollen wir dauerhaft Strukturen schaffen, die allen Familien zugutekommen – unabhängig vom Einkommen oder Wohnort. Ein Kita-Platz bedeutet für Eltern gelebte Entlastung im Alltag: zeitlich, organisatorisch und finanziell. Jede Investition in die Betreuung hilft damit allen Familien, nicht nur einzelnen Jahrgängen.
Unsere Auswertungen zeigen klar: Fehlendes Personal und stark steigende Betriebskosten sind die Hauptgründe für Engpässe im System. Strukturfinanzierung – also die gezielte Förderung von Personal- und Betriebskosten – ist daher wirksamer als pauschale Geldleistungen an einzelne Haushalte.
Ein weiterer Punkt ist mir besonders wichtig: Kitas sind der beste Ort für frühe Bildung, Sprachförderung, soziale Teilhabe und gelingende Integration. Wenn finanzielle Leistungen nicht dazu führen, dass Kinder diese Angebote nutzen, verfehlen sie ihr Ziel. Mit der neuen Ausrichtung erhöhen wir die Teilnahme an frühkindlicher Bildung, verbessern Deutschkenntnisse vor dem Schuleintritt und stärken die Chancengerechtigkeit für alle Kinder – unabhängig vom Elternhaus.
Trotz der Umstellung bleibt die finanzielle Absicherung von Familien in Bayern umfassend bestehen. Auf Bundesebene gibt es weiterhin Kindergeld (derzeit 255 Euro monatlich pro Kind, ab 2026 259 Euro), das Elterngeld mit bis zu 1.800 Euro monatlich, Mutterschaftsgeld beziehungsweise Mutterschaftslohn rund um die Geburt, den Kinderzuschlag von bis zu 297 Euro monatlich für einkommensschwächere Familien sowie Leistungen wie Unterhaltsvorschuss, Wohngeld und das Bildungs- und Teilhabepaket.
Für Familien bedeutet die Reform: Es geht kein Geld „verloren“, sondern wird konsequent für sie eingesetzt – über die Kitas. Investitionen in Personal und Betrieb sichern Öffnungszeiten, verhindern Schließungen, schaffen zusätzliche Plätze und machen den Familienalltag planbarer. Eltern erhalten verlässliche Betreuungsangebote, Kinder profitieren von besserer pädagogischer Qualität, Kommunen und Träger gewinnen Planungssicherheit und die Fachkräfte in den Einrichtungen bessere Arbeitsbedingungen. Durch die höhere staatliche Förderung werden die Träger bessere Möglichkeiten haben, die Elternbeiträge stabil zu halten. Das ist kein Rückschritt, sondern ein Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Familienfreundlichkeit bedeutet aus meiner Sicht nicht nur, Geld auszuzahlen, sondern die Lebensrealität der Familien spürbar zu verbessern.
Mir ist bewusst, dass Veränderungen Vertrauen erfordern. Deshalb ist mir Transparenz besonders wichtig: Wir werden offen darlegen, wie die Mittel im Kita-System eingesetzt werden, darauf achten, dass Elternbeiträge nicht steigen, und sicherstellen, dass die Qualität der Kinderbetreuung im Mittelpunkt steht. Jede einzelne Entscheidung wurde mit Blick auf die Zukunft unserer Kinder getroffen.
Unser Ziel bleibt klar: Bayern soll das familienfreundlichste Land Deutschlands bleiben. Mit der Umstellung auf ein starkes Betreuungsbudget schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass Familien ihren Alltag besser planen können.
In Zeiten geringer werdender finanzieller Spielräume ist die Politik gefordert, insbesondere freiwillige staatliche Leistungen auf den Prüfstand zu stellen. Da kommt es dann zum Teil auch zu unpopulären Entscheidungen, die aber notwendig sind.
Mit freundlichen Grüßen
Martina Gießübel
Mitglied des Bayerischen Landtags